Monat: Januar 2020

Die Nutzwertanalyse oder kurz als Nutzenanalyse bekannte Vergleichsform ist gerade dann besonders nützlich, wenn es sich um nicht 1:1 Vergleichbares handelt. So ist ein beliebtes Beispiel die Unterstützung bei der Mitarbeiterauswahl oder der Wahl von Projekten. Wie die Nutzenanalyse durchgeführt wird, möchte ich Ihnen in diesem Artikel Schritt für Schritt zeigen.

Das Ziel der Nutzwertanalyse ist es eine möglichst objektive Entscheidung herbei zu führen und dabei rationale und emotionale Faktoren zu berücksichtigen und im Sinne des bestmöglichen Nutzen zu entschieden. Hierzu kann man sich vorstellen, eine Personalentscheidung zu treffen. Person A ist fachlich besser ausgebildet, Person B passt vom Charakter her am besten zum Team und Person C hat die meiste Erfahrung. Dies könnte eine beispielhafte Situation sein in der man sich wiederfindet und es fällt einem schwer eine objektive Entscheidung zu treffen, welche nachvollziehbar wird und begründet werden kann ohne eigene Gefühle oder Emotionen zu bemühen. Hierzu werden sechs Schritte notwendig, welche nun im Detail beschrieben werden sollen. Idealerweise führen Sie diese Analyse nicht alleine durch, sondern im Team.

Bestimmung der Lösungsalternativen

Machen Sie sich klar, welche Alternativen bzw. Entscheidungsmöglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen. Sollten Sie im Team eine Analyse durchführen, so ist es sinnig diese Alternativen dem Team zu Beginn vorzustellen, damit eine Entscheidungsfindung möglich wird. Eventuell ist eine im Voraus durchgeführte Kreativitätstechnik wie Brainstorming notwendig um Alternativen zu ermitteln.

Entscheidungsfaktoren / Bewertungskriterien definieren

Nachdem Sie die Alternativen definiert haben, welche Sie im weiteren Verlauf berücksichtigen möchten beginnen Sie die relevanten Entscheidungskriterien zu sammeln. Hierbei ist es im aller ersten Schritt besonders wichtig diese zuerst nur im Team zu sammeln und keine Bewertung durchzuführen. Auch an dieser Stelle ist eventuell eine Kreativitätstechnik sinnvoll, um die Entscheidungskriterien weiter zu gliedern. Versuchen Sie wenn möglich die Kriterien möglichst konkret zu definieren. Im Zweifelsfall zergliedern Sie einen Begriff in Unterbegriffe sofern dies notwendig ist.

Die Gewichtung der Entscheidungsfaktoren

Nachdem Sie eine Liste an Faktoren für Ihre Nutzwertanalyse durchgeführt erstellt haben werden diese Gewichtet. Ob Sie dies mittels eine Skala von 1 bis 10, in Prozent oder in einer anderen Form darstellen ist im ersten Schritt nicht relevant. Sollten Ihnen die Gewichtung im Team schwerfallen, so können Sie ebenfalls einen paarweisen Vergleich bemühen, der stets zu einem für alle beteiligten nachvollziehbaren und akzeptablen Ergebnis führt. Anbei noch ein Hinweis, den ich Ihnen hierbei mit auf den Weg geben möchte. Die Gewichtungen sollten möglichst auch aussagekräftig sein und ein entsprechend großes Intervall untereinander aufzeigen. Liegen viele Punkte eng aneinander, und andere wieder sind nahezu nicht von Bedeutung, dann sortieren Sie diese aus und wiederholen den paarweisen Vergleich. Aus meiner Erfahrung heraus hat sich eine Anzahl von 10 Entscheidungsfaktoren bewährt, welche nicht von 1 bis 10 in Ihrer Gewichtung durchnummeriert sind, sondern ein entsprechendes Gefälle zwischen den wichtigsten und weniger wichtigen Faktoren beinhaltet.

Die Darstellung der Nutzwertanalyse

In die erste Spalte tragen Sie Ihre Entscheidungsfaktoren (idealerweise in Ihrer Gewichtung fallend) untereinander ein. In der zweiten Spalte folgt die entsprechend zugehörige Gewichtung. Anschließend legen Sie für jede Lösungsalternative zwei weitere Spalten an. Die erste der beiden ist für die Bewertung bestimmt und die zweite für die gewichtete Bewertung.

Die Bewertung der Lösungsalternativen

In diesem Schritt bewerten Sie die Alternativen relativ betrachtet gegeneinander. Aus meiner Erfharung heraus möchte ich Ihnen eine Methode mitgeben, welche ich nutze. Das Team ist sich immer schnell einig, welche Lösungsalternative bei einem Kriterium am besten abschneidet. Diese erhält 10 Punkte. Die schlechteste wird anschließend ermittelt. Diese wird dann in Bezug auf die Beste ermittelt. Wenn die schlechteste Lösung nur halb so gut ist wie die beste, dann bekommt sie 5 Punkte. Ist Sie nahezu gleich gut dann bekommt sie 8 Punkte. Wichtig ist hierbei, dass die Bewertung relativ zur besten Alternative in dieser Kategorie durchgeführt wird. Anschließend bewerten Sie die restlichen Alternativen im Bezug zur besten und schlechtesten Alternative. Dies wiederholen Sie nun mit jedem Kriterium.

Die Gewichtung berücksichtigen

Nachdem Sie die einzelnen Lösungsmöglichkeiten bewertet haben multiplizieren Sie Ihre Bewertung mit der Gewichtung. Sollte Alternative 1 im ersten Kriterium 10 Punkte erhalten haben und dieses besitzt eine Gewichtung von 7 Punkte, dann erhält diese Alternative bei diesem Kriterium 7×10 = 70 Punkte. Dies führen Sie nun mit der gesamten Tabelle durch. Anschließend summieren Sie die gewichteten Punkte jeder Alternative. Diejenige mit dem höchsten Punktwert ist jene, welche Ihnen gemäß Ihrer Bewertungskriterien und Gewichtung den meisten Nutzen bringen.

Experten-Tipp:

Nachdem Sie die Alternative gewählt haben sollten Sie eine kurze Risikoabschätzung durchführen. Stellen Sie dem Team Fragen wie „Wenn wir die Alternative X auswählen, welche Risiken könnten wir dadurch erhalten?“. Selbstverständlich bewerten Sie die nun ermittelten Risiken nun in Bezug auf Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe. Sollte die Alternative mit der höchsten Punktzahl ein großes Risikopotential mitbringen, so führen Sie eine weitere Analyse für die zweitbeste Alternative durch. Betrachten Sie nun die beiden Alternativen unter Berücksichtigung der Risikoabschätzung erneut. Eventuell ist die zweitbeste Lösung nur unwesentlich schlechter aber deutlich Risikoärmer.

Die Nutzwertanalyse sollte in jedem Methodenkoffer eines Projektleiters oder Portfoliomanagers vorhanden sein. Wenn Sie sich für das Thema interessieren und bereits Erfahrungen gesammelt haben oder Unterstützung bei der Durchführung benötigen würde ich mich freuen, wenn Sie mit unserem Expertenteam Kontakt aufnehmen. Nutzen Sie hierzu untenstehenden Button.